06.12.2009–17.01.2010

Katrin Hotz Fokus-Preis 2009

Die unjurierte Ausstellung gibt wie jedes Jahr allen Kunstschaffenden der Region die Gelegenheit, im Kunsthaus ihre Arbeiten einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen. Diese Plattform gibt wiederum den BesucherInnen die Möglichkeit, die gesamte Bandbreite des kreativen Schaffens der Region kennenzulernen. Eine Fachjury vergibt zudem unter den ausstellenden Kunstschaffenden einen Ausstellungspreis. Die Preisträgerin oder der Preisträger erhält die Möglichkeit, ihre/seine Arbeit im folgenden Jahr in einer Einzelausstellung, dem Fokus, zu zeigen.
Parallel zur Kunstschaffen-Ausstellung wird die Arbeit der letztjährigen Fokus-Preisträgerin Katrin Hotz gezeigt.

Katrin Hotz (*1976 in Glarus, lebt und arbeitet in Biel) ist die Preisträgerin des Fokus-Preises, der 2008 vom Glarner Kunstverein vergeben wurde. Die Jury zeichnete die Künstlerin für ihre vielschichtig angelegte persönliche Welt aus, wie sie in Zeichnungen, aber auch in den fotografischen Auseinandersetzungen hervortritt. Für die Fokus-Ausstellung im Schneelisaal des Kunsthaus Glarus entstand ein neuer zweiteiliger Werkkomplex mit dem Titel Fragments d’un bouquet de fleurs und Im Gehirn ist harzig die Erinnerung (2009). Beide Serien zeigen Elemente der persönlichen Alltagsreflexion, die Katrin Hotz in poetischer und vielschichtiger Verdichtung in die Medien der Dia-Projektion und der Zeichnung übersetzt.

Für die Dia-Arbeit sammelt die Künstlerin seit 2007 auf Streifzügen in der Stadt und auf dem Land Blumen und unterzieht sie anschliessend einem Entfärbungs- und Konservierungsprozess in Glasdiarahmen. Mit selbst erprobten Lösungen, Säuren, Ölen oder Dämpfen setzt sie im Diarahmen, vergleichbar mit naturwissenschaftlichen Kultivierungen von Mikroorganismen in der Petrischale, chemische und biologische Prozesse in Gang. In der Vergrösserung der Dia-Projektion wird ein langsamer Transformationsprozess erkennbar, der den Farbabbau und die Zersetzung sichtbar macht. Fäulnis, Schimmelbildung und unkontrollierbare Veränderungen sind entgegen der wissenschaftlichen Konservierung erwünscht und reizvoller Teil der entstehenden Kompositionen. Die Künstlerin bezieht diese Arbeit auf gesellschaftliche Codes der Kommunikation mit Blumen, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts durch die Briefe und Berichte von Lady Mary Wortley Montagu aus dem Orient nach Europa gelangten. Sie wurden zum Ausgangspunkt der Entwicklung eines umfangreichen Zeichen- und Kommunikationssystems, die durch Mischungen, Farb- und Blumenwahl in Sträussen, präzise Feinheiten von Gefühlen und Wünschen kommunizieren konnten. Im Zersetzungsprozess im Diarahmen spielt Katrin Hotz eine quasi-wissenschaftliche Sezierung an, die sie auch mit der Reflexion des persönlichen Alltags auf den Spaziergängen, während denen sie die Blumen sammelt, verknüpft. Das „Herbarium“ zeigt denn auch keinen konservierten Zustand, sondern verändert sich im Laufe der Zeit ständig weiter. Nicht das Festhalten, sondern die Veränderung und möglicherweise sogar die endgültige Auflösung des gesammelten Materials stehen im Vordergrund.

Parallel zur Diaprojektion zeigt Katrin Hotz die umfangreiche Zeichnungsserie Im Gehirn ist harzig die Erinnerung. Auch diese meist kleinformatigen, auf Häuschenpapier gezeichneten Tusche-Arbeiten drehen sich um die frei assoziierte Reflexion des Alltags. Sie zeigen teils verspielte, teils unheimliche, magisch-grotesk anmutende Szenen, in denen die Künstlerin Erlebtes ablagert und so Ordnung in ihrem subjektiven Kosmos schafft. Es finden sich Andeutungen von tierischen und menschlichen Wesen sowie Naturgegenständen, etwa Bäumen und Steinen, die ihr Dasein in Verstrickungen oder auch in Isolation fristen. Teils nimmt sie unvollendete und liegen gebliebene Zeichnungen wieder auf, bearbeitet sie zu einem späteren Zeitpunkt und überlagert sie mit weiteren Schichten oder verwendet bereits gebrauchtes, beschriebenes Papier. So entstehen Kompositionen von assoziativen Verdichtungen, in denen das Zeichnen als ein Zustand spontaner Wahrnehmungskonzentration funktioniert.

zeichnung2klein
Katrin Hotz, Aus der Serie Im Gehirn ist harzig die Erinnerung, Zeichnung, Acryl, Bleistift, Tusche auf Häuschenpapier
KUNSTHAUSGLARUS signum SMALL 11 12 10 9 8 7 6 5 4 31 2 1